Kunststrom bewegt Schüler und Lehrer

Pressemitteilung vom 05. Februar 2013

 

Die kleinen Dynamos an Fahrrädern und die großen Windräder haben eines gemeinsam: Sie erzeugen Strom – durch Bewegung. Auch die Schülerinnen und Schüler der Christy-Brown-Schule - Schule für Körperbehinderte sind ständig in Bewegung. Für die Mitarbeit am Kunstprojekt 'Performance Electrics' von Pablo Wendel ist dies genau richtig. 

Denn die Jungen und Mädchen fahren mit ihren Elektro-Rollstühlen herum, sind auf Dreirädern unterwegs oder schieben einen Klassenkameraden mit dem Rollstuhl oder dem Rollbrett über den Flur ins nächste Klassenzimmer. 'Wir sind alle in Bewegung' lautet daher der Titel des Kooperationsprojektes mit der Städtischen Galerie und der Christy-Brown-Schule, welches von der Journalistin Marion Eckert-Merkle und der Kunsthistorikerin Dr. Anja Rudolf zusammen mit dem Künstler Pablo Wendel entwickelt wird: Alles ist in Bewegung und kann so Strom erzeugen. Und so tüfteln die Schülerinnen und Schüler zusammen mit Pablo Wendel aus, wie sie ihren Strom sammeln und dann speichern können. Das Ziel ist: Am Aktionstag soll mit dem eigenen Strom ein E-Rolli angetrieben werden.

Doch bis es soweit ist, gibt es für die Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrerinnen und Lehrer noch viel zu tun. Eine ganze Woche lang, vom 4. bis 8. März 2013, erzeugen alle Beteiligten der Christy-Brown-Schule mit dem Künstler zusammen für dieses außergewöhnliche Vorhaben ganz individuellen und einzigartigen Strom. Die Schüler brausen mit ihren Rucksäcken, in denen sich große Akkus befinden, über die Flure und den Hof der Schule und produzieren mit ihrer kinetischen Energie Strom. Kleine Windräder werden auf die Rollbretter und Rollstühle montiert, die sich bei Bewegung im Luftzug drehen und so ebenfalls Strom erzeugen, der über Dynamos dann in die Akkus an ihrem Rollstuhl eingespeist wird. Wie Bienen, die Nektar zur Honiggewinnung sammeln, geben die Schüler ihre vollen Akkus an einer zentralen Sammelstelle ab, in welcher der Strom in einen riesigen Akku in der 'Power Station', die im Garten der Städtischen Galerie steht, weitergeleitet wird. Das ist für alle spannend, denn jeden Morgen können die Schüler an einer speziellen Strom-Sammel-Säule sehen, wie viel 'Kunststrom' sie schon produziert haben.

Die ungewöhnliche Stromproduktion an der Christy-Brown-Schule ist Teil einer umfangreichen Performance des Stuttgarter Künstlers Pablo Wendel. Speziell dafür hat er seine eigene Firma gegründet: 'Performance Electrics' heißt diese  gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH) und der geschäftsführende Vorstandsvorsitzende ist – natürlich – Pablo Wendel. CEO, Chief Executive Officer, nennen dies die Geschäftsleute heutzutage im besten Business-Englisch. Und der 'Chef' selbst erläutert in der Werbebroschüre ganz stolz sein Unternehmen und wie es arbeitet: "Im Gegensatz zur industriellen, standardisierten Stromerzeugung wird Kunststrom individuell in körperlichen performativen Prozessen gewonnen. Er ist handgemacht und erhält dadurch eine einzigartige konnotative Aufladung."

Den Start der Strom-Sammel-Aktion an der Christy-Brown-Schule kann jeder deutlich sehen. Denn alle Beteiligten tragen dann ein rotes und ein blaues Band mit einem Plus- und einem Minuszeichen am Handgelenk. So zeigen alle: "Wir sind in Bewegung und sammeln aus dieser Bewegung Strom".


Weitere Informationen über die Ausstellung und das Projekt finden Sie auf den Seiten der Städtischen Galerie und bei Performance Electrics